Im Archiv

Archive können ja sehr unterschiedlich aussehen. Geordnet oder ungeordnet, alles in Mappen, Ordnern, oder Kisten vertaut. Verschlagwortet oder einfach in einer ungeordneten Liste irgendwohin gekritzelt. Jede einzelne dieser Variationen habe ich schon gesehen.

Beispiel für ein „Familienarchiv“

Mein letzter Archivbesuch war im Marinearchiv in Wilhelmshaven. Ich hatte im Voraus einen Archivauszug bekommen, in dem aufgelistet war, welche Archivalien im Zusammenhang mit Kusch vorhanden sind. Da ich einige bereits als Digitalisat erhalten hatte, handelte es sich nur um zwei Aktenordner und zwei Logbücher. eines von Kusch und eines von seinem Bordkameraden auf dem leichten Kreuzer Emden.

Die Aktenordner enthielten vieles aus dem Nachlass von Kuschs Vater, der auf einigen Umwegen nach Wilhelmshaven gekommen war. Unter anderem beschreibt Oskar-Heinz Kusch in einem Brief an seine Nichte, wie er das Verfahren gegen Richter Hagemann beurteilt, wie lange es gedauert hat und welche Widersprüche sich aufgetan haben.

Diese alten Texte zu lesen und in die damalige Zeit einzutauchen finde ich immer wieder sehr spannend und motivierend, weiterzuforschen.

Nach der Ausstellung – meine want-to-do-Liste

Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung? Vielleicht. Nach all den vielen Besucher:innen beim Kulturmeilenfest in der Wik, die bei uns im Innenhof des Gefängnisses waren und so viele Ideen mitgebracht haben, gibt es einfach noch so vieles zu tun.

Diese Dinge möchts ich noch dieses Jahr auf den Weg bringen, wenn etwas erledigt ist hake ich das hiermit ab: ✅

  1. Die Forschung zu Kusch fortsetzen.
  2. Ein Interview führen mit den Kindern seines besten Freundes.
  3. Herausfinden, wo seine gemalten Bilder geblieben sind.
  4. Die Ausstellungstexte überarbeiten
  5. Die Ausstellung zum Wandern neu konzipieren.
  6. Im Landesarchiv die originalen Prozessakten einsehen
  7. ✅ Im Marinearchiv stöbern
  8. Rausfinden in welcher Zelle Oskar Kusch gesessen hat.

Der Delinquent ist anwesend

Einladung

Verhaftet am …, hingerichtet am …, die Stationen dazwischen spielen meist kaum eine Rolle in der Geschichte von unschuldig verurteilten und hingerichteten Widerständlern. „Der Delinquent ist anwesend“ nimmt genau diesen Zeitraum in den Blick. Die Installation im Innenhof des Marineuntersuchungsgefängnisses ermöglicht dem Besuchenden den Platz des Richters, des Angeklagten oder des Zuschauers einzunehmen, sich zu positionieren und eine Haltung zu entwickeln.

Herrn Penschucks Arbeiten des Werksatzes REGISTRATO zu bürokratisierter Gewalt, Krieg und Ausgrenzung werden seit 2012 überregional in ‚engagierten‘ Ausstellungen gezeigt.

Wir laden herzlich ein zur Eröffnung der Kunstinstallation „Der Delinquent ist anwesend“ mit Konzert und Gespräch mit dem Künstler Herrn Penschuck.



20.7.2024, 15 Uhr, Innenhof des Marineuntersuchungsgefängnisses (Zugang rechts von Weimarer Straße 5)

Es sprechen:
Ingrid Lietzow, Vorsitzende des Vereins Maritimes Viertel – Kultur am Kanal e.V.
Rolf Fischer, Vorsitzender der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e.V.
Anja Manleitner, Kuratorin der Ausstellung „Widerstand & Verantwortung“
Herr Penschuck, Performancekünstler und Entwickler der Installation

Vom Untersuchungsgefängnis zum Ort für Alle

Großartige Neuigkeiten: Die Stadt Kiel hat Fördergelder zum Erhalt des Untersuchungsgefängnisses in der Rostocker Straße beantragt und erhalten!

4 Millionen Euro sollen jetzt in den Erhalt des Gebäudes investiert werden. Nutzungskonzepte müssen her und diese sollen in einem demokratischen Prozess mit allen interessierten Initiativen und Institutionen entwickelt werden.

Der Verein Maritimes Viertel – Kultur am Kanal e.V., die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e.V. und die Initiative Marineuntersuchungsgefängnis stehen mit Konzepten bereit und freuen sich auf die Umsetzung.

Verhaftung!

Am 20. Januar 1944 wurde Oskar Kusch in Lorient, Frankreich, verhaftet. Er saß dann 106 Tage im Kieler Marineuntersuchungsgefängnis, bevor er hingerichtet wurde.

Seinen 26. Geburtstag und Ostern 1944 verbrachte er im Gefängnis, noch nicht wissend, ob er begnadigt werden würde oder nicht.